Book Release: Samstag 22. September 2018, 18 Uhr
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Zwischen Kunst und Mutterschaft - Die Künstlergruppe BETTINE illustriert das Requiem von Rainer Maria Rilke für die Ausnahmekünstlerin Paula Modersohn-Becker
1907 starb Paula Modersohn-Becker, die Wegbereiterin des Expressionismus, mit nur 31 Jahren kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes. 1908 verfasste ihr Freund Rainer Maria Rilke für sie ein Requiem. Darin beklagt er die Beeinträchtigung, die die Eheschließung mit dem Maler Otto Modersohn und die folgende Schwangerschaft auf ihr Künstlerleben ausübten. Gleichzeitig charakterisiert er ihr frühes Ende als konsequente Folge ihrer faszinierend intensiven Malerei.
Die fünfköpfige Künstlergruppe BETTINE (Berlin/Essen/Wien) illustrierte 2017 Rilkes Text im Künstlerdorf Worpswede – der Wahlheimat Paulas – zu dem sie, sich gegenseitig in die Bilder malend, collagierend und diskutierend, ein Gemeinschaftswerk herstellten. Diese kombinierende Arbeitsweise ist typisch für BETTINE und ließ ein umfangreiches Bilderbuch entstehen, das interpretierend atmosphärisch die Kunst und die Schicksalsmomente der Malerin nachspürt.
BETTINE besteht aus den Illustratorinnen Katrin Funcke, Kristina Heldmann und Ute Helmbold, dem Designer Stefan Michaelsen und der Künstlerin Stephanie Guse. Sie kennen sich seit ihrer Studienzeit an der Hochschule für bildende Künste Braunschweig und treffen sich regelmäßig zu Aufenthalten im Künstlerhaus Schloß Wiepersdorf oder den Künstlerhäusern Worpswede, um ein gemeinsames Thema zu visualisieren. Gern laden sie einen ausgewählten Gast dazu ein, für „PAULA” zum Beispiel den Berliner Illustrator Soenke Hollstein.
Das Dilemma zwischen (Kunst-)Karriere und Familie ist auch über hundert Jahre später aktuell. Auch Funcke, Heldmann und Guse sind mehrfache Mütter und haben Erfahrung mit der Zerrissenheit zwischen Familie und der Arbeit im Atelier. Gerade als freiberufliche Künstlerinnen müssen sie Aufträge und Ausstellungen immer wieder neu gewinnen, was starke ständige Präsenz und persönliche Hingabe erfordert. Dasselbe fordert die Familie von ihnen. Und damit ist der Karriereknick oftmals vorprogrammiert.
BETTINE illustriert das Klagelied, in dem Rilke einen Schuldigen für Paulas tragisches Ende findet: „… doch jetzt klag ich an den Mann …”. Aus seiner Sicht zerstört der Ehemann die Künstlerin, indem er sie zur Mutter macht. Für Rilke scheinen diese beiden Rollen unvereinbar.
2018 erscheint das Künstlerbuch „PAULA. Rilkes Requiem für eine Freundin” und wird in Bremen von der „Galerie Mitte” am … in Anwesenheit der Künstler präsentiert und von der Ausstellung „Hausbesuche” begleitet.
„PAULA. Rilkes Requiem für eine Freundin illustriert von BETTINE”, erschienen im Verlag agogo, 2018, 120 Seiten, 15 x 15 cm, EUR 16,- + Versand, http://www.agogo.bigcartel.com oder info@a-go-go.de